Samstag, 8. Januar 2011

Ein neues Jahr

kleine Weihnachtsdeko
Wie schnell die Zeit doch vergeht. Ehe man sich versieht, hat man Weihnachten, Urlaub auf dem Plateau, Silvester und die erste Woche im neuen Jahr hinter sich gebracht. Es war eine sehr abwechslungsreiche Zeit. Die Weihnachtstage waren leider von Missstimmungen in der Familie geprägt, vor allem ausgelöst durch sprachliche Missverständnisse mit meiner Gastmutter. Das hat sich glücklicherweise wieder gelegt und wir verstehen uns besser denn je. Schön, dass solche Probleme durchaus förderlich für zwischen-menschliche Beziehungen sein können. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Weihnachten ist, hätte sich der Tag (25.12.) nicht groß von anderen Tagen abgehoben. Wir (damit meine ich die Erwachsenen; wobei immer betont wird, dass Weihnachten das Fest der Kinder ist) haben abends zusammen gegessen, ich habe meine Geschenke verteilt und anschließend sind wir ein bisschen durch die Straßen spaziert (überall Menschen, Party, Musik) und haben in der Bar nebenan ein Bier getrunken. Es hat aber sicher auch viel mit meiner persönlichen Stimmung zu tun gehabt, dass mir das ‚Fest’ als nicht besonders gelungen und vor allem weihnachtlich erschienen ist.

auf dem Plateau
Die darauf folgenden Tage auf dem Plateau dagegen waren einfach toll. Den ganzen Tag nichts tun, die Kühle genießen und Abstand vom alten Jahr gewinnen. Es war bitter nötig Kraft zu tanken, ich war wirklich ausgelaugt und meine Nerven kurz vor dem zerreißen. Da haben die endlosen Gespräche mit Julia auf dem Plateau wirklich gut getan. Ich weiß, dass sie mich versteht, weil sie wie eine ‚Weiße’ denkt und inzwischen auch schon seit zwei Monaten in Togo lebt und die Umstände kennt. Das Gefühl des Verstanden-Werdens hatte ich bisher nur sehr selten im Gespräch mit einem Togoer. Die Lebensweisen sind einfach zu unterschiedlich. Man könnte manchmal meinen, dass man von verschiedenen Planeten kommt. Auch ich verstehe vieles was hier getan/gedacht wird nicht, oft kann ich nur den Kopf schütteln und versuchen, es zu akzeptieren, auch wenn es immer wieder schwer fällt und viel Toleranz abverlangt. Julia wird mir sehr fehlen, am 25. Januar ist ihr Togoaufenthalt leider zu Ende. Ich habe in ihr eine tolle Kollegin und Freundin gefunden.
Auf dem Plateau haben wir unter anderem auch das Kloster (Abbaye de l’Ascension) in Danyi-Dzogbegan besucht. Es war wie eine Phantasiereise die Ruhe, die Stille und den Frieden dort zu erleben. Rausgerissen aus dem Alltag, habe ich die Schönheit des Lebens in mich aufgesogen. Was für ein wohliger Schauer wenn die Mönche singen. Ich werde auf jeden Fall dorthin zurückkehren.

Am 31. sind wir wieder nach Kpalimé zurückgefahren, eine sehr staubige Angelegenheit. Der Hamatan ist inzwischen richtig stark geworden. Die Sonne kommt vor lauter Sand in der Luft kaum noch durch. Wie ein dichter Nebel legt sich der Sand über das Land. Mein weißes T-Shirt war mehr rot als weiß, auf meinen Brillengläsern eine dicke Staubschicht und sonst sieht man schön braungebrannt aus. Bis man sich gewaschen hat!

Partystimmung in der Kirche
Nach dem Abendessen, bin ich mit meiner Mama, meiner Tante und den Geschwistern in die Kirche. Von neun bis halb eins! Es wurde gesungen, getanzt, gepredigt, gebetet. Ich hatte keine Ahnung wie das abläuft und bin davon ausgegangen, dass man um Mitternacht wieder daheim oder in einer Bar ist. Als sich um fünf vor zwölf alle auf den Boden gekniet haben zum Beten, war ich wirklich überrascht. Jeder geht für sich selbst ins neue Jahr, zusammen mit Gott. Um Mitternacht läuten die Glocken, es wir Halleluja gesungen und wieder gebetet. Erst dann, wenn das Jahr schon eine viertel Stunde alt ist, umarmt man sich und spricht Wünsche aus. Ein bisschen überfordert hat mich das in dem Moment ehrlich gesagt schon. Trotzdem war es ein wunderbares Erlebnis, die Ausgelassenheit der Afrikaner mit zu erleben. Und die tollen bunten Gewänder! Wenn ich da an unsere tristen schwarzen, grauen oder brauen Kleider daheim denke… Die Straßen waren wie ausgestorben, nichts los in den Bars. Mein Gastpapa hat den ganzen Abend vor dem Fernseher verbracht, was mich wirklich traurig gemacht hat. Wieder mal etwas, das ich nicht verstehe.

Seit Montag ist der Alltag wieder eingekehrt, die Arbeit im Labor geht weiter. Von den ursprünglich drei Mitarbeitern dort, ist nur noch einer übrig (einer hat sein Praktikum beendet, der andere ist für einen Monat im Urlaub). Ich habe also den Bereich Blutentnahme übernommen und bin dort mehr oder weniger allein verantwortlich. Das macht einerseits großen Spaß, andererseits ist es manchmal aber auch schwierig, vor allem wenn der Patient nur wenig oder gar kein Französisch versteht. Trotzdem eine willkommene Herausforderung.