Donnerstag, 10. Februar 2011


Allerhöchste Zeit Euch mal wieder ein Lebenszeichen von mir zu senden.

letzte Stunden zusammen
Der Januar war ein sehr turbulenter Monat. Nach den Feiertagen wieder in den Alltag finden und gleichzeitig der ständige Gedanke an Julias Abreise (25.01.). Wir haben in den drei Monaten so viel miteinander erlebt, dass ich mir gar nicht so richtig vorstellen konnte, wie es ohne sie werden würde. Das Wochenende vor ihrem Abflug war voll gepackt mit Abschiedsfeiern, die uns zum Teil unendlich traurig gestimmt haben. Andererseits bin ich aber total glücklich, sie überhaupt kennen gelernt zu haben und so eine tolle Zeit mit ihr gehabt zu haben. Danke Julia! 

Zu dem kam auch noch ein massiver Kulturschock Mitte Januar. Auf dem Vorbereitungsseminar sind wir schon davor ‘gewarnt’ worden, aber dass es so heftig werden würde, hätte ich nie gedacht. Ich war von ganz Afrika und seinen Leuten enttäuscht, hatte das Gefühl niemandem vertrauen und überhaupt nur oberflächlich mit meinen Mitmenschen reden zu können. Egal was ich von mir preisgegeben habe, wusste am nächsten Tag mindestens eine weitere Person. Das hat mich wirklich beschäftigt und vor allem traurig gemacht. Auch meine Frage an mehrere Togoer, ob sie denn einen besten Freund hätten, dem sie alles anvertrauen können, wurde zu 100% verneint. Das hat mich wirklich geschockt! Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Einen richtigen Austausch auf Gefühlsebene scheint es hier selten zu geben. Wenn man gesund ist und genug  zu Essen hat, dann ist alles gut. Das ist natürlich auch verständlich in einer Welt, in der es hauptsächlich darauf ankommt, satt zu werden, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es Menschen gibt, die auch mal persönliche und intime Probleme haben. Naja…, der Schock ist inzwischen verklungen, ich kann das akzeptieren und weiβ inzwischen, was ich sagen kann und was nicht. Für den Rest habe ich ja noch meine europäischen Freunde. Was ich nur schade finde ist, dass ich so niemals eine tiefgehende Freundschaft mit einer/einem Afrikaner/-in eingehen kann, wenn ich ständig Angst haben muss, dass meine Gedanken und Probleme bei ihm/ihr nicht gut aufgehoben sind. Ich werde weiter auf die Suche gehen und eine/-n finden!

Léon, Julias, Olympio, Marie
Vor ca. drei Wochen hatten Julia, ihre Gasteltern und ich die große Ehre Jules Christ Olympio persönlich kennen zu lernen. Ich wusste auch nicht wer er ist. Olympio ist der Sohn von Togos erstem Präsidenten Sylvanus Olympio, der 1963 (3 Jahre nach seinem Amtsantritt und der Unabhängigkeit von Togo) umgebracht wurde. Er hat viel für sein Land gekämpft und war beliebt beim Volk. Wir haben ihn zufällig beim Mittagessen in der Nähe von Kpalimé gesehen. Julia’s Mama Marie war gleich ziemlich aufgeregt, so eine Persönlichkeit aus der Nähe zu sehen und als man uns vorschlug Olympio zu begrüßen, ging es mir ähnlich. Er war sehr nett und interessiert und wir konnten ein paar Fotos machen. Wir Mädls waren noch die ganze Heimfahrt aus dem Häuschen. Der 16. Januar ist zu unserem persönlichen Feiertag geworden. Eine kleine lustige Spinnerei!

Das vergangene Wochenende hatten wir unser Zwischenseminar, am Dienstag ist das Centre de Jeunesse, an dem wir im September während unseres Workcamps noch gearbeitet hatten, eröffnet worden. Bei dem Seminar ging es diesmal hauptsächlich um die Gastfamilien. Es war schön zu hören, dass es in den meisten Familien sehr gut läuft. Natürlich gibt es immer mal wieder kleine Unzufriedenheiten, aber in welcher Familie gibt es die nicht?!?

Jacques
Hervé, Eloge und Sabrina
Gestern habe ich meine drei Geschwister und zwei Cousins zu einem Familienausflug ins Schwimmbad eingeladen. Meine zwei Cousins, Eloge (23) und Hervé (20) waren vorher noch nie schwimmen. Die ersten Versuche waren dafür erstaunlicherweise sehr gut. Mit Schwimmflügeln ist alles möglich! Auch wenn sie an einem durchtrainierten Oberarm wirklich witzig aussehen. Mein kleiner Liebling Jacques (7) darf seit ein paar Wochen auch endlich ins Wasser, was ihm wirklich groβe Freude bereitet.






Inzwischen zieht sich der Hamatan wieder zurück und es wird immer heiβer. Februar und März sind die heiβesten Monate hier (Trockenzeit) bevor im April die Regenzeit wieder anfängt.




Ich schicke an alle die bibbernd in Europa sitzen heiße Grüβe aus Togo! Man glaubt es kaum, aber unser Schmuddelwetter fehlt mir ein bisschen…