Donnerstag, 14. April 2011

8 Tage, 1000 km, 14 verschiedene Taxis

Ob es heute wohl noch weiter geht?

Urlaub. Kaum hat man den Rucksack auf dem Rücken wird man vom Freiwilligen zum Touristen. Die Abenteuerlust ist groß. Eine Gruppe Weiße geht auf Reisen. Alle freuen sich, frische Luft zu schnuppern und ihre momentane Wahlheimat zu erkunden. Es geht auf in den heißen Norden. Auf der Strecke bis nach Kara sind wir zu acht, später trennen wir uns in kleinere Gruppen auf. Ursprünglich war für den ersten Tag eine Strecke von ca 300km bis nach Sokodé geplant. Unter guten Umständen locker vor Dunkelheit zu erreichen. Tagesbilanz: ca. 40km in 7 Stunden bis nach Notse, wobei wir die letzten zwei km mit dem Moto bestreiten mussten. Defekter Kühler. Die Abstände zwischen den Stopps wurden immer länger. Die notdürftigen Reparationspausen immer länger. Als geübte Wahlafrikaner haben wir trotz gefühlter 40 Grad einen kühlen Kopf behalten und alles mit Gelassenheit beobachtet. Wer erwartet, dass irgendetwas wie geplant verläuft, hat hier verloren. Die Freude wenn etwas dann doch auf Anhieb klappt, ist um so schöner. Kurz vor der Dämmerung haben wir uns dann doch dazu entschlossen den Fahrer zur Rückzahlung des Fahrtpreises zu bewegen und mit dem Moto nach Notse zu fahren. Keine leichten Verhandlungen, vor allem wenn man keinen Taschenrechner dabei hat.
Die nächste Etappe (also immer noch Endziel Sokodé) haben wir ganz gut hinbekommen. Das Buschtaxi hatte zwar absolut keine Power (was beim Fahrstil mancher von Vorteil ist) und musste wegen klemmender Gangschaltung des öfteren am Straßenrand notbehandelt werden, hat uns aber letztendlich wohlbehalten in Sokodé abgeladen, wo wir kurz entschlossen gleich das nächste Fahrzeug nach Kara genommen haben. Kara soll schöner als Sokodé sein. Den letzten Teil der Reise haben wir dann doch im Dunkeln gemacht, mit zerkratzter Windschutzscheibe und wenig Weitsicht. Es gibt eigentlich kein öffentliches Verkehrsmittel an dem es nicht irgendeinen Defekt gibt. Manchmal fragt man sich wirklich, welche Macht das Auto eigentlich noch zusammenhält.
Den nächsten Tag haben wir in Kara auf dem Markt verbracht. Wenn man einmal in den Kaufrausch verfallen ist, kann man sich kaum noch bremsen. Aber ich denke, das Geld kommt bei den richtigen an. Das Wühlen, Feilschen und Schnäppchen machen macht auch einfach Spaß.
Mit fünf verschiedenen Verkehrsmitteln, vom Mototaxi über Auto und Bus, sind Sabrina, Florian und ich über die Grenze nach Benin (die Straßen in Benin sind ein Traum, mit richtig durchgehendem Belag uns so!!!) und Richtung Pendjari National Park, den wir mit Jeep und Guide am nächsten Tag besucht haben. Für hiesige Verhältnisse hatten wir echt Glück. Löwen, Elefanten, Hippos, Krokodile, Affen, Antilopen und jede Menge Vögel (vom Minipiepser bis zum Fischadler). Nach staubiger und anstrengender Tour haben wir uns noch ein Bad im Wasserfall genehmigt. Anscheinend ist das Becken 35m tief. Was es da wohl für Bewohner gibt? Auf dem Weg zurück nach Togo (das Visum gilt nur für 48Stunden), sind wir über das Weltkulturerbe Koutammakou gefahren. Dort gibt es die Tatas, die Häuser der Bevölkerung des Nordens. Im Erdgeschoß sind Küche, Fetischaufbewahrung und Viehstall. Oben Schlafloch, Vorratstürmchen und Dusche. Bis zu 10 Leute wohnen in so einem Rundhaus. Oft der Hausherr mit seinen Frauen und Kindern. Im Süden ist es eher unüblich, dass die Frauen zusammenwohnen. Die Tatas werden von der Familie innerhalb von zwei Monaten selbst gebaut und halten ca. 5 Jahre, je nachdem wie sehr Wind und Wetter die Mauern bearbeiten. Wirklich beeindruckend diese Häuser und die Geschichten dazu.

Von Kara zurück in den Süden nach Lomé haben wir uns einen großen Reisebus gegönnt, der ohne längere Zwischenhalte in 8 Stunden die 400km zurücklegt. Es hat tatsächlich geklappt! Nach einer längeren Hotelsuche (nach den Ereignissen an der Elfenbeinküste sind viele Menschen nach Togo geflohen) haben wir zufällig die anderen Freiwilligen wieder getroffen und den Urlaub mit einem Diskobesuch in Lomés größtem Nachtklub beschlossen. Alles in allem war es eine wunderbare Woche und ich habe viel Neues entdeckt und erlebt.

Seit Montag geh ich wieder in die Arbeit. Ich bin inzwischen auf der Frauenstation. Dort werden vorgeburtliche Untersuchungen, Impfungen, Familienplanung und Geburten durchgeführt. Alles neu für mich und ein sehr interessantes Arbeitsfeld. Heute Morgen habe ich meine erste Geburt miterlebt, ein schöner Moment. Trotzdem wollte ich hier kein Kind auf die Welt bekommen, so wie die Geburtshelferinnen auf dem Bauch rumdrücken. Das sah nicht gerade professionell aus. Die Methoden sind doch ganz andere als bei uns. Ich freue mich, zu beobachten und vielleicht auch bald ein Baby auf die Welt zu holen. 


Wer zahlt darf mit...

Nicht alle kommen ans Ziel!

Müde aber glücklich kurz vor Kara


Oh?! Der Tacho funktioniert!

Motofahrt zum Nationalpark 





Da lohnt sich das Bad im Wasserfall......




Tata

Tata mit Fetisch im Vordergrund

"Schlafzimmer" 
Tankstelle