Mittwoch, 2. März 2011

OP-Luft schnuppern

Am Dienstag hatte ich die Gelegenheit einer Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) beizuwohnen. Kwami, Mentor der Freiwilligen in Agou, hatte mich zu seiner Arbeitsstelle im Krankenhaus Bethesda in Agou-Nyogbo eingeladen (Haupthandlungsort des Buchs „Fufu ist keine Götterspeise“ von Dieter Jacobi). Er arbeitet dort als Anästhesist. Der Einladung bin ich nur allzu gerne gefolgt, da es mich schon immer interessiert hat, wie hier operiert wird.

Im Großen und Ganzen ist es wie bei uns. Es gibt einen Patienten, einen Anästhesisten mit Helfer, ein oder zwei Chirurgen mit Helfer und einen Springer. Die Gerätschaften sind zwar weniger modern und zahlreich, aber es hat alles funktioniert.

OP-Saal
Der Unterschied: mobile Patienten laufen in den OP, es sieht nicht alles unbedingt sauber aus, Fenster und Türen sind aus Holz, es gibt weniger Einmalartikel, vor allem was Arztkittel und OP – Tücher angeht. Die meisten Patienten, die am Unterkörper operiert werden, bekommen eine Peridualanästhesie, also ein Betäubungsmittel in die Wirbelsäule, d.h. sie sind während der gesamten OP wach. Bei unserer Patientin ist wie gesagt die Gebärmutter, die voll mit Myomen war, entfernt worden. Das hat knapp drei Stunden gedauert. Ich weiß nicht, ob ich das verkraftet hätte. Auch ein Unterschied. Die Patienten werden hier nicht so mit Samthandschuhen angefasst wie bei uns. Da geht es oft recht ruppig zu. „Stell dich doch nicht so an!“, „Das könnte viel schlimmer sein“. Der Patient muss ja auch jedes Medikament selber zahlen. Wenn er sich keine Schmerzmittel leisten kann, muss man es halt so machen. Zähne zusammenbeißen und durch.
Das ganze hört sich jetzt vielleicht so an, wie wenn viele Patienten schreiend und winselnd im Krankenhaus liegen. Ist nicht so! Man kümmert sich um jeden. Das schlimme ist nur, dass viele erst recht spät kommen, wenn es ihnen schon richtig schlecht geht. Man probiert oft erstmal mit Kräutern, Tees, Medizinmännern. Das kann in bestimmten Fällen sicher helfen, aber manchmal kann eben nur die Schulmedizin Erleichterung verschaffen.
Noch mal zurück zu der Patientin. Wenn sie ihre Gebärmutter beerdigen möchte, darf sie sie mit nach Hause nehmen. Noch ein Unterschied.

Rami (Volontär),
Yannick (Anästhesiepfleger) und ich
Insgesamt hat mir der Tag im OP sehr gut gefallen, es war super interessant und das gesamte Team war echt nett und aufgeschlossen. Wenn ich die Erlaubnis bekomme, werde ich jeden Dienstag (Dienstag und Donnerstag sind OP-Tage) ins Krankenhaus fahren. Die Abwechslung tut gut und man kann noch einiges lernen. Gleichzeitig kann ich den Rest des Tages in Nyogbo auf dem Dorf verbringen, wo es meistens ein paar Grad kühler (oder eher weniger heiß) ist und vor allem kann man sich von Staub und Lärm in Kpalimé erholen.

Ansonsten vergeht die Zeit rasend schnell, von Samstag auf Sonntag feiere ich meinen 25. Geburtstag. Es gibt eine große Party, die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Ich habe das Gefühl, dass meine Gastmama ziemlich unter Strom steht. Es muss alles perfekt werden!




2 Kommentare:

  1. Einfach toll... kaum hat der Monat begonnen und schon kommt wieder ein super Bericht von Dir... da bekommt man doch richtig Heimweh nach Togo.. DANKE für den super tollen Bericht und für morgen ein schönes Fest und alles, alles Gute für die Zukunft senden Dir Barbara, Done, Maren usw.usw....

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  2. Hallo JULIA!
    ich bin Medizinstudentin aus Freiburg und habe deinen Bericht begeistert gelesen...
    ich würde gern dort eine Famulatur machen...könntest du mir vielleicht sagen, wo ich mich da melden könnte?!
    du kannst mir eine email schreiben auf mundsarah@yahoo.de

    vielen dank und noch weiterhin ganz viel spass in Togo!!
    Sarah

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